Interview

Das vorgezogene Nichts eines Frugalisten

 

Der 52-jährige Osnabrücker Diplom-Designer, Fotograf und Geschäftsführer der Grafikagentur Hasegold plant etwas, wovon viele träumen: das vorgezogene Nichts. Was man sich darunter vorzustellen hat, wie das genau geht und was das Ganze eigentlich soll, darüber spricht Detlef Heese im Interview.

Wie fühlst du dich, so kurz vor dem Abschied?

Bestens. Ich habe mich ja schon immer gefragt, wie das wohl für ältere Herrschaften sein mag, wenn die nach einem arbeitsreichen Leben in den Ruhestand gehen und ihre Firma an einen Nachfolger übergeben. Allerdings bin ich ein bisschen früher dran, außerdem mach ich das freiwillig und deshalb auch mit einem etwas anderen Gefühl.

Nur um das noch mal klarzustellen: Hier geht’s um kein Sabbatical, hier geht’s um Abschied für immer?

Das ist ein Abschied von dem, wie es jetzt ist. Was danach wird, muss man sehen. Für immer sollte man eigentlich nie sagen. Ich erkläre mich ja nicht für tot. Es wird sicherlich auch zukünftig irgendwelche Töppe geben, in denen ich rumrühren möchte. Das war in meinem Leben bislang immer so. Jetzt will ich mich aber erst einmal um meine Mutter kümmern. Viel Fahrrad fahren. Auch der Fotokunst und WordPress bleibe ich auf alle Fälle treu.

Detlef Heese jetzt „nur“ noch Fotograf

Wovon möchtest du dich dann genau verabschieden?

Ich steige aus der Geschäftsführung bei Hasegold aus. Ich will nicht mehr der sein, der die Entscheidung darüber trifft, was zu tun ist. Diese Verantwortung gebe ich weg und möchte sie auch nicht wiederhaben. Dafür werden wir zum 1. Juli die Geschäftsführung ändern, und zum Oktober bin ich endgültig raus. Da ich finanziell relativ unabhängig bin, ziehe ich mich ab Herbst aus diesem Arbeitsfeld zurück, auch wenn ich aus reiner Spielfreude und Begeisterung noch das ein oder andere WordPress-Projekt begleiten werde.

Warum tust du das?
Macht dir die Arbeit keinen Spaß mehr?

Ich wollte mir einfach mal Zeit geben, weil ich gefühlt seit meinem achtzehnten Lebensjahr in der Verantwortung stand – als Selbstständiger erst für mich allein, dann für zwei Angestellte und mit Hasegold für immer mehr Leute. Da kannst du ja nicht einfach sagen: „Ich bin dann mal weg.“ Vor vier oder fünf Jahren habe ich das erste Mal in meinem Berufsleben 3 Wochen am Stück Urlaub gemacht. Sonst sind maximal 14 Tage drin, und da bin ich immer schon nach 10 Tagen gedanklich bei dem, was in der darauffolgenden Woche passiert.

Bei diesen besagten 3 Wochen aber war das ganz anders, denn da bin ich nach 10 Tagen erst so richtig in ein Entspannungsloch gefallen. Das war für mich eine vollkommen neue Erfahrung. Ich hatte plötzlich Träume und Ideen, eben weil nicht in der nächsten Woche die altbekannten Aufgaben auf mich gewartet haben. Das fand ich sehr erfrischend und das hat mich noch mal darin bestärkt, dass mein Ausstieg nicht bloß eine spinnerte Idee ist.

Mit dem Gedanken trägst du dich also nicht erst seit gestern.
Seit wann planst du denn deinen Ausstieg?

Seit ich 1989 mit dem Arbeiten angefangen habe, also seit über dreißig Jahren. Das war vor meinem Studium, aber mir war schon damals klar, dass ich mich im Alter nicht auf eine geregelte Rente verlassen kann. Ich hatte immer den Drang gehabt, dahingehend irgendetwas zu machen, mir auch ein Ziel definiert. Von Rente mit 67 war noch keine Rede, deshalb war anfangs mein bescheidener Plan, dass ich mich wie jeder andere Arbeitnehmer mit 65 zur Ruhe setzen kann.

Ziel knapp verfehlt – du bist noch keine 53.

Das zweite Ziel, die 53, kam erst später dazu. Während meines Studiums hatte die Neue Osnabrücker Zeitung überlegt, ob sie nicht einen Fotografen fürs Emsland bräuchten, der da oben die wirklich wichtigen Themen und Reportagen bearbeiten soll. Das Studium fand ich im Gegensatz zur Zeitungsarbeit häufig zäh, wir haben viel für die Schublade gemacht. Den Job wollte ich dagegen unbedingt und war total begeistert. Und da hat mein Kollege, Klaus Lindemann, der damals 53 war, zu mir gesagt:

„Mensch, Detlef, du bist so begeistert, aber kannst du dir vorstellen,
noch mit 53 die C-Jugend vom VfL sonntagmorgens im Regen zu fotografieren?“

– „Na klar, kann ich das“, habe ich gekräht und erst später verstanden, was er damit meinte.

Ich hatte also diesen ersten Vertrag, so eine klassische Lebenversicherung, die ich bis 65 laufen habe. Und ich bin davon ausgegangen, dass ich mein Leben lang als Fotograf arbeiten würde. Also habe ich sicherheitshalber nach dem Studium gleich noch eine zweite Lebensversicherung abgeschlossen. Ich wollte gucken, ob man in den letzten Jahren nicht vielleicht etwas entspannter die Jobs aussuchen kann, nicht mehr alle Sachen annehmen muss. Deshalb habe ich gesagt: „Dann machen wir die doch bis 53.“ Nur so aus Spaß, aber das hat sich nach und nach manifestiert, sodass sich meine ganzen Altersvorsorgeberechnungen irgendwann auf dieses Alter bezogen haben.

Der Osnabrücker Fotograf Detlef Heese im Interview mit Mathias Blenk

Einen derart frühen Ausstieg muss man sich auch leisten können.
Welche Sockengröße hat dein Sparstrumpf?

Ich habe nie geglaubt, dass ich das, was bei mir netto auf dem Konto liegt, zum Ausgeben habe. Das ist meiner Ansicht nach auch der Unterschied zwischen einem Unternehmer, der es gewohnt ist, mit großen Beträgen als Umsatz zu hantieren, und einem Arbeitnehmer, der sein von Sozialbeiträgen und Steuern bereinigtes Gehalt bekommt und somit genau weiß, was vom Tage übrig bleibt.

Für mich war immer die Frage, wenn ich irgendwo zehn- oder zwanzigtausend Euro sehe: Was kann ich damit machen? Habe ich die wirklich, oder muss ich die nicht gleich wieder aus meinem Kopf streichen, da ich vielleicht ein Viertel für meine Rente, zukünftige Investitionen oder den berühmten Notnagel zurückbehalten muss. Das tun viele – sofern sie sparen – sicherlich im Kleinen. Aber die Ein- und Ausgaben mal strategisch für ein Gesamtleben zu überschlagen, das machen nach meinem Gefühl nur sehr wenige.

Am besten geht das ja wohl auch erst hinterher?

Ich sag mal so: Vor fünfzehn Jahren, als alle Anfang oder Mitte dreißig waren, da haben viele Freunde und Bekannte in meinem Alter Karriere gemacht, sich ein Haus gebaut, Kinder gekriegt und was nicht noch alles getan. Und ich habe immer noch auf 75 Quadratmetern im Dachgeschoss meiner Eltern gewohnt. Als mein Vater damals gestorben ist, habe ich mich für meine Mutter verantwortlich gefühlt und mich um sie gekümmert.

Das war auch die Zeit, wo es um mich gesundheitlich und psychisch schlechter bestellt war, wo ich einfach nur froh war, dass die Spirale nicht noch weiter nach unten ging. Aber solche Krisen bieten sich ja wunderbar an, um auch einmal über sich selbst nachzudenken, und was einem wirklich wichtig ist im Leben. Und das war bei mir nie das dicke Auto, der teure Urlaub oder das große Haus. Natürlich habe ich weiterhin gearbeitet und weiter Geld verdient, aber mit diesem Geld habe ich keine dieser, ich sag mal, zeitgemäßen Einkäufe gemacht.

Klar, ist da der Spruch gefallen: „Du wohnst doch noch bei Muttern.“ Manchmal kam ich mir selbst auch ein bisschen komisch vor. Alle Welt hat erwartet, dass ich mit meiner Freundin zusammenziehe, Familie gründe und so weiter und so fort. Bevor es mir gesundheitlich schlechter ging, war ich tatsächlich kurz davor, das komplette Haus umzubauen, gleich noch mit Anbau fürs Büro. Der Bauantrag war schon durch. Aber als es mir gesundheitlich nicht so gut ging, habe ich nur geschaut, dass ich da heil durchkomme. Was nützt dir das tollste Haus mit blau bemaltem Pool vor der Terrasse, wenn du psychisch krank wirst, weil du den Druck hast, das Ganze am Ende des Tages zu bezahlen?

Während sich mein Umfeld also die eigenen vier Wände gefühlt mit Blattgold tapeziert hat, habe ich mein ganzes Geld, eigentlich den Großteil meiner Einnahmen, in Aktien angelegt und gedacht: Okay, das ist bei mir eben anders.

Finanzielle Unabhängigkeit als Eintrittskarte in den Ruhestand?

Ich finde den Grundgedanken der amerikanischen FIRE-Bewegung oder des deutschen Frugalismus klasse. Es geht ja weiß Gott nicht nur darum, dass man gar nicht mehr arbeitet. Es geht darum, dass viele in einem Hamsterrad laufen und eigentlich immer noch glauben, sie müssten da weiter drin laufen, ohne jemals eine Rechnung aufgemacht zu haben, ob sich das Hamsterrad nicht vielleicht ein bisschen langsamer drehen kann.

Ich bin über 50 und habe so viele Verwandte und Bekannte schon mit 50 sterben sehen, wo ich mir denke: Was haben die davon gehabt? Die sind alle mit der Hoffnung, dass sie ihr Rentenalter erleben, verstorben. Kann man nicht lieber jetzt die Zeit nutzen, so lange man sie hat? Das geht natürlich nur, wenn man nicht die ganze Zeit arbeiten muss.

Der Osnabrücker Diplom Designer Detlef Heese ist Fotograf und nicht mehr Geschäftsführer bei Hasegold

Aber eine Grafikagentur ohne Detlef,
ist das nicht wie Hase ohne Gold?

Also das Hase im Namen haben wir immer auf den Fluss bezogen, das regionale Wissen, das ich in die Agentur mit eingebracht habe. Ich weiß, wo die Hase langläuft. Wenn ich auf eine Karte gucke, dann war ich eigentlich an fast allen Orten hier. Und tatsächlich: Der alte Hase geht, aber das Gold bleibt. Julia ist definitiv das Gold. Ohne Julia wäre die Agentur nicht zu dem geworden, was sie heute ist.

Als ich Julia vor zehn Jahren kennenlernte, da habe ich sie gefragt, ob sie sich als gestandene Grafikerin so ein gemeinsames Agenturprojekt vorstellen könnte. Und als wir uns überlegt haben, was wir alle so wollen oder eben auch nicht wollen, da war auch mein Ausstieg bereits auf dem Tisch. Mit der Gründung von Hasegold war also schon klar, dass 2021 einer der beiden Geschäftsführer auf Wiedersehen sagen möchte. Julia hat diesen Wunsch wahrscheinlich, wie viele andere, nie ganz für voll genommen. Aber spätesten vor zwei Jahren war allen in der Agentur klar, dass es mir damit wirklich Ernst ist.

Wäre nicht auch ein Kürzertreten möglich gewesen?

rgendwann muss dieser Bruch sein. Wenn ich mich jetzt immer noch verantwortlich fühle, dann lass ich ja nicht los. Ich bin zwar noch für ein paar Jahre Gesellschafter und ich werde auch gerne mit Agenturkunden reden. Aber ich werden mich definitiv nicht mehr um die Organisation der Jobs kümmern, das müssen ab sofort andere tun.

Es gibt diesen Typus von Gesellschaftern, die mit 70 oder 80 immer noch im Laden rumtappen, die einfach nie loslassen können. Mir ist klar, dass ich loslassen muss. Und ich freue mich auch darauf, dass ich loslassen werde. Ich glaube, es kann etwas sehr Positives für die verbleibende Mannschaft sein. Denn da sind ja auch noch andere Wünsche. Ich komme mir manchmal vor wie der alte weiße Mann, der Bremser, der bei einigen Entscheidungen ständig seine Bedenken produziert.

Die Grundlage für den Erfolg von Hasegold ist die Vermittlung von Inhalten. Ob du das mit einem Plakat oder einer Website geschieht ist ja eigentlich total egal. Du musst nur verstehen, sortieren und vermitteln. Und das ist eine Gabe, die ich bei Julia sehr, sehr hoch ansehe. Zur positiven Entwicklung beigetragen hat sicherlich auch meine frühzeitige Beschäftigung mit WordPress. Wir haben den Transformationsprozess von einer klassischen Grafikschmiede hin zu einer digitalen Agentur gut hinbekommen – wir ernten jetzt die Früchte.

Trotzdem kann es einem Unternehmen durchaus gut tun, wenn am Ende nicht lauter alte Säcke die Reste verwalten, sondern sich die Belegschaft ab und zu etwas verjüngt, weil sich der Markt und die Technologien doch sehr schnell ändern. Meine zehn Jahre jüngere Geschäftspartnerin Julia ist auf alle Fälle emsig und mit meinem Nachfolger Roland haben wir auch jemanden, der die Digitalisierung kompetent vorantreiben wird. Ich möchte meiner Mannschaft alle Möglichkeiten offenlegen, aber auch mir die Freiheit geben, in ganz neue Richtigungen zu gehen.

Mehr Lebensqualität, Freiheit, Unabhängigkeit, Glück – welche Richtung hättest du denn gern?

ch hatte in meinem Leben unheimlich viel Glück: Ich konnte immer das tun, was ich wollte. Ich bin als 18-jähriges Greenhorn in die Zeitungsarbeit reingerutscht und konnte als Fotograf ganz viele tolle Erfahrungen machen – von der Geburts- bis zur Sterbereportage. Ich habe von der Herz-OP bis zum Bundesklanzler alles gesehen. Das hat mich schon in frühen Jahren geprägt.

Da kann ich mich auch ruhig mal bei meiner Mutter bedanken, die immer ein tierisches Urvertrauen in meine Person hatte: „Och, der Junge, der macht dat schon. Dat is ein Sonntagskind.“ Während mein Vater immer gesagt hat: „Der ist mit Helm geboren, der läuft da durch.“ Und das bin ich auch – mit einigen Umwegen vielleicht. Aber, natürlich war das alles nur möglich, weil mein Umfeld das mit mir mitmacht. Denn dass ich nicht einfach bin, das weiß ich.

Ich glaube also, es ist Lebensglück, was über allem stehen sollte. Ich habe inzwischenmit einigen Freunden über mein Vorhaben geredet und die sind teilweise in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Aber alle sagen: „Halleluja, wenn du diese Entscheidung treffen kannst, hast du im Prinzip alles richtig gemacht. Nutz das bitte.“ Es gibt natürlich auch Leute, die völliges Unverständis an den Tag legen und sich gar nicht vorstellen können, dass das geht, oder dass man das darf. Diese Leute sagen stattdessen: „Aber du musst doch noch …“ Die denken, so was machen nur Millionäre.

Und, bist du’s?

Das kann man sich ganz einfach ausrechnen. Ich selbst bin ja so ein Mathe-Physik-LK-Typ gewesen. Das heißt: Mathe konnte ich wohl. Wie viel braucht man, um finanziell irgendwann einmal an einem bestimmten Punkt zu sein. Ist eine ganz einfache Rechnung. Was ich mir mit zwanzig nicht vorstellen konnte: Wie es dreißig Jahre später sein wird. Wie ist das eigene Lebensgefühl? Was brauchst du später wirklich zum Leben. Wenn mir einer damals gesagt hätte, dass das alles so klappt, wäre ich wahrscheinlich viele Sachen deutlich entspannter angegangen.

Aber wenn du als Ungelernter bei der Zeitung anfängst, kannst du nicht darauf hoffen, dass dir jemand einen Arbeitsvertrag vor die Nase hält, wo alles bis zur Rente geregelt ist. Ich musste mir über die Möglichkeiten Gedanken machen, auch mal links oder rechts abzubiegen, mal auf die Bremse treten oder einen Sprint hinlegen. Einfach nur seine Zeit abzusitzen, weil man das halt so macht, das fand ich schon immer etwas komisch für mein Leben. Jetzt, mit über 50, kann ich das sagen: Die Rechnung gibt mir recht. Aber als 20-Jähriger bist du natürlich der Spinner.

Was sagt deine Lebenspartnerin dazu?

Sie befürchtet wohl, dass es so wird wie bei all den Rentnern im Film, die nur noch zu Hause hocken und blöd werden. Sie hat für sich selber klar, dass sie eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit behalten möchte, auch wenn es eigentlich für uns beide reichen würde. Wir könnten ja auch sagen, wir machen gemeinsam eine Pommes-Bude in der Eifel auf. Aber derartige Gedankenspiele sind für sie noch zu abstrakt. Sie hat sicherlich auch etwas Angst davor, dass ich wirklich in die Eifel gehe und uns das auseinanderbringt. Es ist tatsächlich ein bisschen unvorhersehbar, was die neue Situation mit uns beiden macht, aber das müssen wir einfach sehen. Ich will den Weg auf jeden Fall gehen.

Worauf freust du dich besonders?

Auf das Nichts. Also wirklich, auf das absolute Nichts. Auf diesen freien Tisch, an dem ich mich erst einmal wieder selber organisiere. Ich sag mal, die Aufgabe eines Geschäftsführers ist es ja, die Probleme der Mitarbeiter zu lösen. Dass ich das nicht mehr machen muss, darauf freue ich mich.

Und wenn dir langweilig wird?

Ich werde wohl irgendwann wieder irgendetwas machen wollen. Vielleicht als Ehrenamt, vielleicht etwas völlig anderes, als das, was ich bislang gemacht habe. Das kann ich aber nur herausfinden, indem ich erst einmal nichts tue. Am Ende bleibt mir immer noch das weite Feld der Fotografie – und ich habe schon einige Themen im Kopf die ich machen möchte und vielleicht auch nur in dieser Freiheit machen kann.

Wie wäre es denn mit der Eröffnung eines Irish Pubs?

Wenn ich in die Eifel gehe, trete ich der freiwillen Feuerwehr bei. Und wenn ich Erbsensuppe warmmache. Man muss da ja in das soziale Leben rein. Das klingt jetzt wieder so blöd, aber mir sind die einfachen Menschen mit ihrer Herzlichkeit wesentlich ehrlicher entgegengekommen als irgendwelche aufgesetzten Fatzken mit „Ich hab da so ein Projekt in Berlin.“ Da fühle ich mich gleich viel ausgeglichener. Weil wir es vorhin davon hatten: Mit dem Fahrrad zu fahren, für ein Päuschen auf der Bank zu sitzen und die Sonne scheint, es kommt ein älterer Herr vorbei und man plaudert ein bisschen – das ist für mich Glück.

Solche Momente zu genießen, das hast nur du selbst in der Hand. So etwas kann man nicht von irgendjemandem geschenkt bekommen. Ich danke mir deshalb selber dafür, dass ich so mutig war, den Schritt in diese Richtung zu tun. Niemand ist gekommen und hat gesagt: „Detlef, jetzt mach das.“ Sich die Freiheit zu nehmen und selbst zu entscheiden, das ist doch das pure Glück überhaupt.

Das Interview führte Matthias Blenk